Für Unternehmen ist der Ersatz von chemischen Produkten, die gefährliche oder unerwünschte Substanzen enthalten, von großer Bedeutung. Ziel der Substitution ist es, sicherere Arbeitsumgebungen zu schaffen, die Umweltbelastung zu reduzieren und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zu erleichtern. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Produkte und Substanzen aus dem Verkehr gezogen werden sollten, wie Sie bessere Alternativen finden und welchen Arbeitsablauf wir empfehlen.
Was ist Substitution?
Unter Substitution gefährlicher Stoffe versteht man den Ersatz von Stoffen und Produkten durch sicherere Alternativen oder durch den Einsatz nicht-chemischer Lösungen, neuer Materialien oder innovativer Technologien. Ziel ist es, Risiken für Gesundheit und Umwelt zu reduzieren oder ganz zu eliminieren. Ein gut funktionierender Substitutionsprozess sorgt für eine sicherere Arbeitsumgebung, verbessert den Mitarbeiterschutz und verringert die Umweltbelastung. Zudem unterstützt der Ersatz die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und steigert durch Innovation und Risikominderung die Wettbewerbsfähigkeit.
Um den Substitutionsprozess zu optimieren, reicht es nicht aus, lediglich gefährliche chemische Substanzen durch weniger schädliche Varianten zu ersetzen – es ist wichtig, auf Grundlage der Funktion der Substanz im Produkt oder Prozess die besten Lösungen zu ermitteln.

Warum sollten Sie an der schrittweisen Substitution arbeiten?
Sichere Arbeitsumgebung
Die schrittweise Abschaffung gefährlicher Produkte ist eine Möglichkeit, Risiken aktiv zu beseitigen. Der Umgang mit krebserregenden und fortpflanzungsgefährdenden Produkten oder Substanzen kann bei Ihren Mitarbeitern Besorgnis hervorrufen. Eine Möglichkeit, Sicherheit am Arbeitsplatz zu schaffen, besteht darin, diese Substanzen oder Produkte schrittweise zu ersetzen.
Geringere Umweltbelastung
Einige Stoffe werden in der Natur nicht oder nur sehr langsam abgebaut und können sich in Pflanzen und Tieren anreichern – beispielsweise Schwermetalle oder perfluorierte organische Verbindungen. Der Umgang mit diesen Stoffen hat negative Auswirkungen auf die Umwelt. Durch den gezielten Verzicht tragen Sie aktiv zur Umweltentlastung bei.
Vereinfachtes Abfallmanagement
Anfallender Abfall – einschließlich Verpackungen, Produktresten und verwendeter Reinigungsmittel – muss ordnungsgemäß entsorgt werden. Abfälle, die als brennbar eingestuft oder von kommunalen Kläranlagen (bei Flüssigkeiten)behandelt werden können, ermöglichen oft Vereinfachungen im Abfallmanagement und helfen, Kosten zu senken.
Die Meldung an Behörden wird erleichtert
In Deutschland können Behörden Informationen über den Umgang mit bestimmten Chemikalien, wie Ausstiegsstoffen und Stoffen aus der EU-Wasserrichtlinie, anfordern. Stoffe auf der Kandidatenliste, die in Ihren Produkten enthalten sind, müssen der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) gemeldet werden.
Einfacheres Erfüllen rechtlicher und kundenseitiger Anforderungen
Zwar existieren keine generellen Verbote für bestimmte Stoffe, deren Einsatz unterliegt jedoch strengen Anforderungen und Dokumentationspflichten. Der Stoffersatz hilft, komplexe Berichtspflichten zu vermeiden.
Stärkung Ihrer Marke und Vermeidung negativer Berichterstattung
Ein Unternehmen, das nachweisen kann, dass seine Produkte hinsichtlich ihrer chemischen Inhaltsstoffe sicher sind, profitiert von einem positiven Markenimage. Transparenz in Bezug auf verwendete Stoffe stärkt Ihre Glaubwürdigkeit – sowohl bei Behörden als auch bei Kunden und Partnern.

Welche Produkte und Stoffe sollten nicht mehr verwendet werden?
Es gibt zwei bewährte Ansätze, um gefährliche Produkte zu identifizieren: Sie können unerwünschte Produkte entweder anhand der Produktklassifizierung („Möglichen Gefahren“, Abschnitt 2 des Sicherheitsdatenblatts) oder anhand der enthaltenen Stoffe („Zusammensetzung/Angabe zu den Bestandteilen“, Abschnitt 3 des Sicherheitsdatenblatts) identifizieren. Beide Ansätze funktionieren gut.
Verwendung der Produktklassifizierung
Wenn Sie Substitutionskandidaten anhand von Produktklassifizierungen identifizieren möchten, werden die folgenden Klassifizierungen empfohlen:
- Krebserregende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende (CMR) Produkte
- Klassifizierung H350, H340, H360 und H362
- Produkte, die beim Einatmen Allergien auslösen können
- Klassifizierung H334
- Lebensgefährliche Produkte
- Klassifizierung H300, H310 und H330
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Verwendung der Inhaltsstoffe des Produkts
Substanzen, die auf der Kandidatenliste der REACH-Verordnung oder in anderen Listen von besonders gefährlichen Stoffen aufgeführt sind, sollten gemieden oder durch sicherere Ersatzlösungen ersetzt werden. Dies betrifft u.a.:
- Krebserzeugende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Stoffe (CMR)
- Bei Aufnahme der Substanz in den Körper besteht ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen, Schäden am Erbgut oder eine Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit. Stoffe, die als erbgutverändernd eingestuft sind, können potenziell krebserregend sein. Allerdings sind nicht alle mutagenen Substanzen automatisch auch als krebserregend einzustufen, da sie unterschiedliche Wirkmechanismen haben können. Klassifizierung H350, H340, H360 und H362.
- Hochallergene Stoffe
- Dazu gehören Stoffe, die beim Einatmen Allergie- oder Asthmasymptome hervorrufen können, sowie Stoffe, die bei Hautkontakt hochallergen sind. Klassifizierung H334 und H317 Kat. 1A.
- Endokrine Disruptoren
- Als endokrine Disruptoren werden Stoffe bezeichnet, die sich negativ auf das Hormonsystem des Menschen oder anderer Organismen auswirken. Viele Stoffe, die als endokrine Disruptoren gelten, werden auch als reproduktionstoxisch eingestuft. Weitere negative Auswirkungen, die in Tierstudien nachgewiesen wurden, sind beispielsweise eine beeinträchtigte Gehirnentwicklung und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes. Einstufung: EUH380 (Mensch) und EUH430 (Umwelt).
- Quecksilber, Cadmium, Blei und ihre Verbindungen (Hg, Cd und Pb)
- Schwermetalle, die schwerwiegende Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben. Das Problem bei Metallen besteht darin, dass sie in der Natur nicht zerfallen und daher über einen langen Zeitraum negative Auswirkungen haben können.
- Persistente, bioakkumulierbare und toxische Stoffe (PBT) und sehr persistente und sehr bioakkumulierbare Stoffe (vPvB)
- Organische Substanzen, die in der Natur sehr langsam abgebaut werden und sich im biologischen Gewebe anreichern. Oft als „Umweltgifte“ bezeichnet. Beispiele sind chlorierte, bromierte und fluorierte Verbindungen. Einstufung EUH440 (PBT) und EUH441 (vPvB).
- Hochfluorierte Substanzen (PFAS)
- Sie sind in der Liste enthalten, weil sie in der Natur quasi nicht abgebaut werden. Aus Vorsichtsgründen sollten diese Substanzen daher nicht hergestellt und verwendet werden.
- Vertiefende Informationen: Grundsätzlich sind alle PFAS-Stoffe entweder selbst nur schwer oder gar nicht abbaubar oder sie zerfallen in der Umwelt zu nur schwer bzw. gar nicht abbaubaren PFAS-Stoffen. Dies liegt an den starken Kohlenstoff-Fluor-Bindungen im Molekül. Stoffe, die lediglich ein Fluoratom an ein Kohlenstoffatom gebunden haben (-CF-), fallen nicht unter die PFAS-Definition der OECD und sind zudem in der Umwelt im Allgemeinen leichter biologisch abbaubar.
- Fluorierte Treibhausgase
- Sie sind im Vergleich zu Kohlendioxid die weitaus stärkeren Treibhausgase. Das „Treibhauspotenzial“ ist ein Maß für die Wirksamkeit des Gases.
- Ozonschädigende Stoffe
- Diese Stoffe wurden erfolgreich reduziert und durch sichere Varianten ersetzt. Die Klassifizierung H420 bleibt aber relevant zum Schutz der Ozonschicht.
In Deutschland können Sie für eine ähnliche Suche die ECHAChem-Datenbank der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) nutzen. Sie unterstützt Sie bei der Recherche zu Stoffen anhand CAS- oder EG-Nummer.
Wie finden Sie bessere Alternativen?
Prüfen Sie zunächst, ob ein Produkt überhaupt notwendig ist. In vielen Fällen lässt sich der Prozess so anpassen, dass der gefährliche Stoff überflüssig wird. Nutzen Sie Kontakte zu Lieferanten oder Branchenverbänden, um Empfehlungen einzuholen – oder recherchieren Sie selbst.
Drei Möglichkeiten, Ihre Chemikalien zu ersetzen
- Ist ein Ersatz für das Produkt wirklich notwendig? Ist es möglich, die Prozessparameter so zu verändern, dass der Stoff nicht ersetzt werden muss? Ist es in Ordnung, wenn das Endprodukt leicht abweichende Eigenschaften aufweist?
- Austausch durch andere chemische Stoffe: Hierbei müssen in der Regel der Prozess bzw. die Prozessbedingungen (Reaktionszeit, Temperatur) geändert werden.
- Der Austausch durch ähnliche Stoffe kann problematisch sein, wenn diese vergleichbare Risiken für Gesundheit und Umwelt bergen. In manchen Fällen kann dies sogar als Versuch gewertet werden, gesetzliche Anforderungen zu umgehen.
Tipps, wo Sie nach neuen Möglichkeiten suchen können:
Positive Produktlisten
- Deutsche RMOA-Liste (Regulatorische Maßnahmenoptionsanalyse)
- Euroblume (EU Ecolabel)
- ECHA Europäische Positivlisten
- SIN-Liste von ChemSec
Alternativensuche
Auf dem ChemSec Marketplace finden Unternehmen konkrete Ausweichmöglichkeiten zu gefährlichen Chemikalien, bereitgestellt von Herstellern und Anbietern weltweit – eine hilfreiche Plattform für den Einstieg in einen sicheren und nachhaltigen Substitutionsprozess.
Empfohlener Arbeitsablauf
Schritt 1 – Identifikation der zu ersetzenden Produkte
Identifizieren Sie Produkte anhand der Produktklassifizierung und/oder der Inhaltsstoffe und deren Konzentrationen. Dies gilt auch für Produkte, die Sie aufgrund geänderter gesetzlicher Anforderungen aus dem Verkehr ziehen müssen (beispielsweise Stoffe gemäß REACH-Anhang XIV). Informieren Sie sich über die Handhabung großer Mengen und den jährlichen Verbrauch. Priorisieren Sie anhand der oben genannten Punkte, welche Produkte Sie zuerst ersetzen sollten.
Tipp! Es kann oft schwierig sein, Produkte aus dem Sortiment zu entfernen, die Sie bereits herstellen. Daher ist es möglicherweise einfacher, bestimmte Produkte für Wartungsarbeiten und Prozesschemikalien von Anfang an nicht einzusetzen.
Die folgenden Produkte stellen ein Risiko dar und sollten, soweit möglich, ersetzt werden:
- Krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend (KMR-Stoffe)
(Klassifizierung H340, H350, H360, H362) - Verursacht beim Einatmen Allergie- oder Asthmasymptome oder Atembeschwerden (Klassifizierung H334)
- Lebensgefährliche Stoffe (Klassifizierung H300, H310 und H330)
- Enthält Stoffe der REACH-Kandidatenliste (0,1 % oder mehr)*
- Enthält PBT/vPvB-Stoffe (0,1 % oder mehr)
- Enthält perfluorierte Substanzen, PFAS (0,1 % oder mehr)
* Alle Stoffe auf der Kandidatenliste sind auch im REACH-Anhang XIV-Zulassungsregister aufgeführt.
Schritt 2 – Finden Sie einen Ersatz
- Brauchen Sie Ersatz? Können Sie die Methode oder den Prozess so anpassen, dass das Produkt nicht mehr benötigt wird? Alternativ könnte eine technische Lösung entwickelt werden, die den Einsatz des Produkts überflüssig macht.
- Können Sie ein bestehendes Produkt verwenden, das gesundheitlich und ökologisch vorteilhafter ist?
- Vergleichen Sie bestehende Produkte mit Alternativen: Nutzen Sie Sicherheitsdatenblätter und technische Produktdatenblätter, um die Risiken für Gesundheit, Umwelt und Feuer sowie die technische Funktionalität und den Preis zu bewerten.
- Informieren Sie Ihren Lieferanten, warum Sie das Produkt aus dem Sortiment nehmen möchten, und fragen Sie nach Substituten.
- Klären Sie auch, ob der betreffende Stoff im Produkt eine spezifische Funktion erfüllt oder ob es sich um eine Verunreinigung handelt. Analysieren Sie, wie sich die Eigenschaften des Produkts verändern würden, wenn der Stoff nicht enthalten ist.
- Nutzen Sie Positivlisten, die Ihnen helfen, Ersatzprodukte zu identifizieren.
- Kontaktieren Sie andere Lieferanten und Branchenkollegen.
- Vergleichen Sie Ersatzlösungen hinsichtlich ihrer HSE-Eigenschaften – also Gesundheit, Sicherheit und Umweltwirkung – sowie technischer Funktion und Preis.
- Bewerten Sie das Produkt auf dieser Basis und treffen Sie eine Entscheidung über einen möglichen Austausch.
Der Substitutionsprozess zusammengefasst:
- Identifizieren Sie die Produkte mit Austauschbedarf.
- Identifizieren Sie jährlich Produkte, die basierend auf spezifischen Kriterien ersetzten wollen:
- Verbrauchskriterien: Berücksichtigen Sie die Nutzung und Nachfrage.
- Gesundheits- und Sicherheitsaspekte: Prüfen Sie, ob Krankheiten, Unfälle oder Zwischenfälle mit dem Produkt verbunden sind.
- Unbehagen: Analysieren Sie Faktoren wie Geruch oder andere unangenehme Eigenschaften.
- Prüfen Sie, ob es bessere Optionen zu den verwendeten Produkten gibt, und dokumentieren Sie diese, beispielsweise im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung.
- Insbesondere bei der Bewertung von CMR-Produkten ist es erforderlich, mögliche Alternativen zu untersuchen und die Ergebnisse entsprechend zu dokumentieren.
Haben Sie Fragen? Wir sind für Sie da!
Unsere EHS-Berater verfügen über umfassende Erfahrung im Bereich Substitutionsarbeit und unterstützen Sie dabei, sicherere Ersatzstoffe zu finden und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Mit Intersolia haben Sie einen Partner, der Substitution ganzheitlich denkt – von der Analyse bis zur Umsetzung.