Wenn man über chemische Gefahren am Arbeitsplatz spricht, denkt man schnell an mit Gefahrensymbolen und Sicherheitsdatenblättern gekennzeichnete Chemikalien. Doch nicht alle Gefahren sind offensichtlich. Neben klar gekennzeichneten Stoffen gibt es zahlreiche weitere Risiken, die oft unbemerkt bleiben. Verborgene Gefahren wie Stäube, Abgase oder chemische Prozesse, die Stoffeigenschaften verändern, können erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Diese Risiken werden häufig unterschätzt oder nicht rechtzeitig erkannt.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie andere chemische Risikoquellen identifizieren, welche Schutzmaßnahmen erforderlich sind und wie Sie gesetzliche Anforderungen einhalten.
Welche weiteren chemischen Gefahrenquellen gibt es?
Viele chemische Produkte sind leicht als Gefahrstoffe erkennbar – sie tragen Gefahrensymbole und Warnhinweise, die klare Risiken aufzeigen. Doch nicht alle chemischen Gefahrenquellen sind offensichtlich. Feine Stäube, giftige Dämpfe oder bestimmte chemische Prozesse können ebenso erhebliche Gesundheitsrisiken darstellen, bleiben aber oft unbemerkt.
Eine chemische Gefahrenquelle in Deutschland wird in der Regel unter dem Begriff „Gefährdung durch Gefahrstoffe“ behandelt. Diese Gefährdungen können entstehen durch:
- Gesundheitsschädliche Eigenschaften (z. B. toxische, reizende, ätzende oder krebserzeugende Wirkungen)
- Physikalisch-chemische Gefahren (z. B. Explosions- und Brandgefahr)
- Expositionswege (Einatmen, Hautkontakt, Verschlucken)
- Freisetzung gefährlicher Stoffe durch Arbeitsprozesse (z. B. Stäube, Dämpfe, Aerosole)
- Sauerstoffverdrängung (Erstickungsgefahr in engen Räumen)
- Thermische Risiken (heiße oder kalte Stoffe)
Diese Gefährdungen müssen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung systematisch ermittelt und geeignete Schutzmaßnahmen abgeleitet werden.
Webbinarier
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Tipps zur Identifikation anderer chemischer Risikoquellen
Chemische Gefahrenquellen lassen sich besser erfassen, wenn sie in Kategorien unterteilt werden. Diese Einteilung erleichtert die Risikobewertung und das Ergreifen gezielter Schutzmaßnahmen.
Unser Tipp: Teilen Sie diese Gefahren in unterschiedliche Gruppen ein, um einen schnellen Überblick über mögliche Risiken zu erhalten. Nachfolgend einige Vorschläge, wie Sie die Gefahrenquellen gruppieren können:
Produkte mit erhöhtem Risiko bei der Handhabung
Produkte, deren Handhabung das Gefährdungspotential erhöhen, sind möglicherweise nicht von vornherein gefährlich, können aber durch unsachgemäße Handhabung gefährlich werden. Es ist daher wichtig, auch die Handhabung von weniger gefährlichen Substanzen zu untersuchen.
- Hautkontakt – selbst sanfte Substanzen wie Wasser – können die Haut austrocknen und irritieren.
- Umgang mit heißen Flüssigkeiten – kann zu Verbrennungen führen.
- Umgang mit heißen Dämpfen – auch sie können schwere Verbrennungen verursachen.
- Umgang mit flüssigem Stickstoff – kann bei Hautkontakt zu schweren Erfrierungen führen.
- Staubinhalation – selbst wenn der Staub keine gefährlichen Substanzen enthält, kann er dem Körper schaden. Je kleiner die Partikel, desto tiefer dringen sie in den Körper ein und desto mehr Schaden können sie anrichten.
- Explosionsfähige Stäube: Feine Partikel aus Holz, Getreide oder Metall können sich unter bestimmten Bedingungen entzünden.

Prozesse, die zur Freisetzung gefährlicher chemischer Stoffe führen können
Gefährliche Chemikalien können während bestimmter Prozesse freigesetzt werden. Es ist daher wichtig zu bedenken, dass unterschiedliche Einsatzbereiche unterschiedliche Konsequenzen haben können und deshalb auch unterschiedliche Gefährdungsbeurteilungen erfordern.
- Metallbearbeitung: Beim Schweißen oder Löten werden Flussmittelrückstände, Lötpartikel, Gase und Dämpfe freigesetzt, die Schwermetalle wie Blei oder Kadmium enthalten und langfristige Gesundheitsschäden verursachen können.
- Abgase: So enthalten z. B. Dieselabgase eine Mischung aus Partikeln und Gasen, die Lungenentzündungen hervorrufen und auf lange Sicht sogar Lungenkrebs verursachen können.
- Erhitzen von Polyurethan (PUR): Dieser Prozess kann Diisocyanate freisetzen, die allergische Reaktionen und Atemwegserkrankungen auslösen können.
- Aerosole: Ölnebel aus Schmier-, Kühl- oder Schneidprozessen, können Schwermetalle, Kohlenmonoxid oder Stickoxide enthalten, die gesundheitsschädlich sind.
- Kohlenmonoxid und Schwefelwasserstoff: Diese Gase verdrängen Sauerstoff in der Luft und können unbemerkt zur Erstickungsgefahr führen. Schwefelwasserstoff kann zudem in biologischen Prozessen, etwa in Brunnen oder Kläranlagen, entstehen.
- Sauerstoffverbrauch durch chemische Prozesse: In bestimmten Prozessen, beispielsweise in Biokraftstoffanlagen oder bei der Zersetzung organischer Stoffe, kann Sauerstoff verbraucht werden, was zu einer potenziell gefährlichen Umgebung führen kann.
Prozesse, die die Eigenschaften des ursprünglichen Produkts verändern können
Manche Prozesse können die ursprünglichen Eigenschaften eines Produkts verändern und dabei ungefährliche Stoffe in gefährliche Substanzen umwandeln.
- Altöl: Kann durch Oxidation krebserregende Eigenschaften entwickeln.
- Schneidflüssigkeiten: Können bei längerer Exposition Augenreizungen verursachen und zu Atemwegserkrankungen führen.
- Lösungsmittel: Dämpfe sind oft gesundheitsschädlich und können in hohen Konzentrationen explosiv sein.
Materialien, die gefährliche Stoffe enthalten können
Heute werden viele Materialien behandelt, um beispielsweise das Wachstum von Bakterien zu verhindern, schlechte Gerüche zu vermeiden, Witterungseinflüssen zu widerstehen oder vor Feuer zu schützen. Wenn Sie mit solchen Materialien in Kontakt kommen, ist es wichtig, herauszufinden, mit welchen Substanzen sie behandelt wurden, um sich richtig schützen zu können.
- Imprägniertes Holz oder Kunststoffe: Diese Materialien können unter bestimmten Bedingungen schädliche Chemikalien freisetzen, insbesondere wenn sie imprägniert, erhitzt oder mechanisch bearbeitet werden.
- Asbesthaltige Baustoffe: Besonders gefährlich, wenn sie beschädigt oder geschnitten werden, da sie Fasern freisetzen, die schwere Lungenerkrankungen verursachen können.
In diesem Artikel gehen wir darauf ein, wie Sie eine Gefährdungs-beurteilung durchführen und was dabei zu beachten ist.
Effektiver Workflow zur Minimierung chemischer Risiken
Um chemische Gefahren am Arbeitsplatz zu minimieren, sollten Unternehmen folgende Schritte befolgen:
- Kompetentes Team aufbauen: Binden Sie Experten für Arbeitssicherheit und betriebliche Prozesse mit ein.
- Erfassen und kategorisieren chemischer Gefahrenquellen: Teilen Sie diese in die vier zuvor genannten Gruppen ein, um die Übersicht zu erleichtern:
- Produkte mit erhöhtem Risiko bei der Handhabung
- Prozesse, die gefährliche chemische Substanzen freisetzen können
- Prozesse, die die Stoffeigenschaften verändern können
- Materialien, die gefährliche Stoffe enthalten können
- Daten für die Gefährdungsbeurteilung sammeln: Arbeitsplatzmessungen und verfügbare Informationen nutzen und in die Beurteilung aufnehmen.
- Schutzmaßnahmen implementieren: Sicherheitsdatenblätter, technische Schutzmaßnahmen und persönliche Schutzausrüstung einsetzen.
- Schulen Sie und sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter: Führen Sie regelmäßige Schulungen zu chemischen Risiken am Arbeitsplatz durch und machen Sie alle Informationen leicht zugänglich.
- Pflegen Sie Ihre Dokumentation: Halten Sie die Aufzeichnungen auf dem neuesten Stand und sorgen Sie für eine klare Kommunikation von Sicherheitsupdates.
- Schutzkonzepte und Notfallpläne entwickeln: Präventionsstrategien für mögliche Expositionen erstellen.
Haben Sie noch Fragen? Wir sind für Sie da!
Unsere EHS-Berater verfügen über umfassende Erfahrung im Umgang mit Sicherheitsdatenblättern und helfen Ihnen, die Sicherheit zu erhöhen und die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten. Wir bieten auch Schulungen zu den Themen Umwelt- und Arbeitsschutzrecht, REACH, Chemikalienmanagement und Gefährdungsbeurteilungen an.